Schande!

In „La Repubblica“ war dieser Tage zu lesen, dass in dem Ort Civitanova Marche ein junger Immigrant, der aus Bangladesh stammt, den Beleidigungen einer Gruppe von Italienern ausgesetzt war, bis zu dem Punkt, dass sie auch den Liegestuhl, auf dem der Mann saß, mit Fußtritten traktierten. Dass dieses Ereignis zu einer Zeitungsnachricht wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Aggressivität, wie der anwesende Chronist vermerkt, von „Kindern ausging, die den Tag am Strand verbrachten“.

„Der Immigrant, der als ambulanter Händler an den Stränden der Adria arbeitet, hatte sich nach dem obligaten Rundgang zwischen den Strandschirmen auf einen Liegestuhl des Strandunternehmens Golden Beach gesetzt, um sich auszuruhen. Daraufhin umringten ihn fünf Kinder, die ihn mit Beleidigungen und Fußtritten gegen den Liegestuhl, auf dem er saß, vertreiben wollten. „Steh da auf, hau ab, das ist Privateigentum“, so die Kinder zum Immigranten. Dann wurden die Beleidigungen rassistisch: „Hau ab, Amigo, verkauf deine Sachen woanders. Die hast Du sowieso gestohlen“. Als er nicht reagierte, trat einer der fünf so von hinten gegen den Liegestuhl, dass der Immigrant am Rücken getroffen wurde.

Alles geschah unter den Augen einer Gruppe von Erwachsenen, die in geringer Entfernung unter einem Schirm saßen und wahrscheinlich die Eltern waren. Sie begnügten sich nicht nur damit, dem Treiben ihrer halbstarken Sprösslinge keinen Einhalt zu gebieten, sondern begleiteten es auch noch mit Gelächter. Andere Badegäste bekamen nicht mit, was vorging, oder wollten es nicht mitbekommen. Schließlich stand der ambulante Händler vom Liegestuhl auf und erklärte in gebrochenem Italienisch: „Ihr seid sehr schlecht gewesen“. Und ging von dannen. Er lehnte es ab, das Geschehene bei den Ordnungshütern anzuzeigen“.

Ist hier irgendetwas verwunderlich? Wohl kaum, denn das ist leider die heute in Italien vorherrschende Kultur, die von den Parolen der Lega geprägt ist und über die öffentlichen und privaten Fernsehkanäle verbreitet wird.

Dafür genügt es, irgendeine Nachrichtensendung herauszugreifen, wie ich es Freitagabend tat, als ich mir die Nachrichten im TG 1 ansehen wollte. Zu Beginn gab es drei Berichte: Brand in einem römischen Nomaden-Camp, Verstümmelung eines marokkanischen Mädchens durch einen Landsmann, Tötung eines Italieners durch einen Lastwagenfahrer rumänischer Herkunft. Nur Zufall? Nein, es ist die propagandistische Strategie, mit der Minzolini* – nach Fede** der Direktor, den Berlusconi im Medienbereich am meisten bevorzugt – die möglicherweise bevorstehende Wahlkampagne vorbereitet. In diesem Klima werden die kleinen Ereignisse des alltäglichen Rassismus „normal“. So normal, dass sich auch zehnjährige Kinder dazu ermutigt fühlen, unter dem Gelächter der Erwachsenen.

* Augusto Minzolini ist der – von Berlusconi durchgesetzte – Direktor der Nachrichten des öffentlichen Fernsehsenders RAI 1.
** Emilio Fede ist der Direktor der Nachrichten des Berlusconi-eigenen Privatsenders Rete 4.

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