Monti Superstar

Seit Monaten belegt er unangefochten den Spitzenplatz in allen Umfragen zu den beliebtesten Politikern Italiens, wobei der Begriff „Politiker“ ja eigentlich bei ihm fehl am Platze ist, bezeichnet sich doch seine ganze Regierungstruppe als Techniker – wie es auch die gesamte Riege der „gelernten“ Politiker tut, die alle abgeschlagen unter „Ferner liefen“ eintrudeln. Der Premier scheint außer von denen, die sowieso gegen alles sind, wo sie nicht selbst die Finger im Brei haben (siehe beispielsweise die Lega Nord), keine ernsthafte Opposition fürchten zu müssen: PD und PDL unterstützen ihn einträchtig (trotz manchen Gemosers besonders in der PDL), das Zentrum um Casini sowieso, egal was er vorschlägt. Wenn dann irgendeine Berufsgruppe von einem Gesetzesdekret in ihren Privilegien getroffen wird wie Taxifahrer, Notare oder Rechtsanwälte, gibt es natürlich Aufschreie und Proteste seitens der Betroffenen, und manchmal auch ein (gewisses) Einlenken der Regierung, der Großteil der Bevölkerung allerdings applaudiert und erwartet sich ein noch rigoroseres Weitergehen auf dem Weg der Reformen. Berlusconi hat es in diesen Tagen bestens erklärt, als er meinte, dass er im Grunde diese Politik gerne selbst gemacht hätte, dies aber seinem politischen Selbstmord gleichgekommen wäre.

Diese bislang in Italien nie gesehene Aktivität und Effizienz einer Regierung birgt nun aber, und dies kommt gegenwärtig deutlich ans Tageslicht, ein Problem für die „Kaste“: Die Menschen (und auch Kommentatoren und Journalisten) beginnen (sich) zu fragen, wozu denn diese teuer bezahlten Politiker überhaupt noch nütze sind, wenn Außenseiter wie Monti den Job doch viel besser machen? Die endlich die Probleme anpacken und nicht nur über sie reden, die sie lösen und nicht hervorrufen, die Versprechungen machen und sie dann auch tatsächlich einhalten. Laut neuester Umfragen würden in diesem Moment nur 50 % der Italiener überhaupt zur Wahl gehen, die andere Hälfte hat fast jegliches Vertrauen in ihre Volksvertreter verloren, und Beppe Grillo mit seiner radikal-demokratischen Bewegung käme momentan auf – für italienische Verhältnisse unglaubliche – 5 %. Trotz des Tempos, das die Regierungsmannschaft vorlegt, sei ein Jahr nicht genug, um alle nötigen Reformen durchzuführen oder sie zumindest einzuleiten, so hört man, zumal dazu auch Verfassungsveränderungen gehören, bei denen das Prozedere besonders lange dauert, auch wenn sich alle Beteiligten einig sind. Was genau 2013 passieren soll, ist natürlich noch niemandem so recht klar, nach hinten verschoben werden die Wahlen wohl kaum. Aber schon mehr als eine Stimme wird laut (und in Zukunft bestimmt noch lauter), die fordert, dass Monti und seine Truppe ihre Deckung aufgeben und von Technikern zu „richtigen“ Politikern mutieren sollten. Warten wir’s ab.

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