Ein Jahr Sorgen um Italien

Liebe Mitbesorgte,

vor einem Jahr eröffneten wir unseren Blog „Aus Sorgen um Italien“. Um genau zu sein – Ironie des Schicksals – just am 14. Dezember 2009, am gleichen Tag also, an dem ein Jahr später Berlusconi knapp die Vertrauensabstimmung gewann.

Viel ist in diesem Jahr geschehen, was die Sorgen um dieses Land, das uns so nah steht, eher noch verstärkte. Zunehmende politische Instabilität, Schwächung der demokratischen Institutionen, grassierende Korruption, eine immer bedrohlicher werdende wirtschaftliche Lage und eine in alle Schichten hineinreichende Verrohung des sozialen Klimas sind die desaströse Bilanz des „Berlusconismo“.

Das neue Jahr beginnt unter solchen Vorzeichen der politischen und sozialen Instabilität und der Wirtschaftskrise. Vorgezogene Neuwahlen im Frühjahr werden immer wahrscheinlicher, und wenn sie – was ziemlich sicher ist – nach dem geltenden „Porcata“-Wahlgesetz durchgeführt werden, ist ein Sieg der rechten Koalition möglich und ein weiteres Erstarken der staats- und fremdenfeindlichen Lega Nord sogar wahrscheinlich.

Doch in diesem Jahr geschah auch viel, was zeigt, dass es ein anderes Italien gibt: das Vorgehen unerschrockener Richter und Staatsanwälte gegen Mafia und Korruption, mutige Zeitungs- und Fernsehjournalisten, die sich den Drohungen und alltäglichen Attacken des Regimes nicht beugen, Intellektuelle ebenso wie „einfache Bürgerinnen und Bürger“, die sich Tag für Tag auf vielfältige Weise unter sehr schweren Bedingungen demokratisch engagieren.

Die Bilanz dieses Jahres ist also durchwachsen. Zumal uns noch ein weiterer Punkt mit Sorge erfüllt. Es ist ein besonderes Anliegen unseres Blogs, auf die europäische Dimension des Berlusconismo hinzuweisen. Die PdL tritt grundlegende Prinzipien der europäischen Demokratie mit Füßen, ist aber im Europa-Parlament weiterhin Mitglied der Europäischen Volkspartei. Berlusconi nutzt sie als Bühne, um sein autoritäres Regime zu legitimieren. Die CDU/CSU lässt es geschehen. Unsere Frage nach dem „Warum?“ blieb bisher ohne Antwort.

Mit den Beiträgen in unserem Blog – in diesem Jahr waren es bisher immerhin 110 – haben wir versucht, Ihnen möglichst kontinuierlich Informationen zu bieten, die in den deutschen Medien nur sporadisch erscheinen oder ganz fehlen. Über die Wirrungen des Berlusconi-Regimes und seine Auswirkungen auf Italien und Europa, aber auch über das „andere Italien“, das sich dagegen stemmt. Das werden wir im nächsten Jahr weiter versuchen. An Themen und Anlässen, das lässt sich leicht voraussagen, wird es (vielleicht sollte man ein „leider“ hinzufügen) auch im neuen Jahr gewiss keinen Mangel geben. Hier noch der Hinweis, dass Sie ab sofort alle – neuen und vergangenen – Artikel im PDF-Format direkt herunterladen können.

Ihnen danken wir für Ihr Interesse an Italien und an unserem Blog und für nützliche und auch kritische Hinweise, die uns dabei helfen, unsere Arbeit zu verbessern. Ganz besonders danken wir unseren Autorinnen und Autoren, die mit interessanten und fundierten Beiträgen so manche neue Einblicke in die italienischen Verhältnisse ermöglichen und für Qualität in unserem Blog sorgen.

Unser Dank verbinden wir mit der Bitte: bleiben Sie uns treu, und weisen Sie weiterhin auch andere auf unseren Blog hin, damit das Interesse an den Geschehnissen in diesem auch für Deutschland und Europa so wichtigen Land wächst.

Ihnen und Ihren Familien wünschen wir:

Buon Natale e Felice Anno Nuovo!

Möge es für Italien und seine Menschen etwas glücklicher verlaufen als das vergangene.

Ihre Redaktion

(Marcella Heine, Hartwig Heine, Antonio U. Riccò)

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