No-B-day: Brief aus Rom

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Auf der Demonstration vom 5. Dezember weht ein neuer Wind. Der Geist einer neuen, ganz jungen Generation, die Lust zu aktiver Politik hat. Vereint durch das Internet, materialisiert er sich auf den Strassen und Plätzen Roms. Und überspringt die Parteien. Diese hängen sich an, die einen mehr, die anderen weniger. So wie die Zeitungen und Fernsehsender, öffentliche und private. So viele Jugendliche kommen hier zusammen, mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Die meisten, so erzählen sie im Internet, ohne politische Erfahrung, weder in Parteien noch in Bürgerinitiativen. Mit dem Schweigen, der Spaltung, der Schwäche der Linken wollen sie nichts zu tun haben. Aber auch um ihre Themen geht es.

An diesem einen Tag wird aus individueller Wut und Frustration etwas anderes. Schon weil man zusammenkommt und öffentlich präsent wird, sicher bunt, aber mit einer klaren politischen Botschaft. Berlusconi sagen sie, Deine Zeit ist abgelaufen, Deine Welt ist vergangen, ob Du nun zurücktrittst oder nicht. Deine Botschaften, Deine Fernsehkanäle sind nicht unser Selbstverständnis. Das Selbstverständnis einer Jugend, die, ob sie will oder nicht, in die Zukunft blicken muss.

Die Piazza San Giovanni, die am Vortag vielen noch zu groß erschien, ist zu klein, um alle aufzunehmen, die aus dem Alptraum eines vom Berlusconismus vergifteten Landes ausbrechen wollen. Und die ganzen italienischen Abnormitäten nicht mehr ertragen. Die populistischen Appelle, Gesetzesverstöße, Verfassungsbrüche, Amtsmissbrauch und autoritäre Arroganz. Während die wirtschaftliche und soziale Krise zuschlägt und von der Regierung außer leerem Optimismus nicht mal der Hauch einer Antwort kommt.

Das Neue ist nicht, dass so viele ihren Protest und Zorn auf die Straße tragen. Das Neue ist, dass dies aus der Initiative kleiner Gruppen entstand. Und zur Lawine wurde, die erst die Computer und dann die Plätze überflutete. Freilich, jeder hat eigene Gründe, eigene Prioritäten. Hier die prekäre Arbeit, die Privatisierung des Wassers, die Schule, dort Berlusconis Prozesse. Wahr ist auch, dass im Demonstrationszug und auf dem Rednerpult von einem „Wir“ noch wenig zu spüren ist. Die politische Alternative, das spürt man, bleibt ein Vakuum, und niemand weiß, ob und was morgen zu tun ist, um soviel politische Vitalität nicht zu vergeuden.

Aber es gibt Signale, die man beachten und weiter entwickeln sollte. Das wichtigste sind die vielen Hinweise auf die Verfassung. Ein Text und ein Projekt, in dem sich viele wieder erkennen, jung und alt. Bei dem man beginnen könnte, um wieder ein „Wir“ zu schaffen und den zersplitterten Interessen, Bedürfnissen und Überzeugungen einen gemeinsamen Rahmen zu geben. Das zweite ist, dass diese Versammlung die Krise der linken Parteien und das Scheitern von Mitte-links hinter sich gelassen hat. Außerhalb der alten Schemata. Ohne die Sophisterei, ob man erst über Bündnisse und dann über Programme entscheiden müsse oder umgekehrt. Und ob eine „Opposition gegen Berlusconi“ oder eine „Opposition für eine Regierungsalternative“ zu schaffen ist. Das dritte Signal ist, dass die Mehrheit auf dem Platz politisch handeln will, wobei man sich als Person einbringt, nicht nur mit dem Stimmzettel oder durch einmaligen Protest.

Werden sie es können? Das ist die Unbekannte. Es gibt keine organisierten Orte, an denen man sich wieder treffen könnte, um aktiv zu werden. Es gibt den Willen dazu und viele gute Gründe. Aber das Wo und Wie muss noch erfunden werden. Es ist nicht unmöglich, diese Hoffnung hat der 5. Dezember geweckt.

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